#Moderationsmethode : „Der leere Stuhl“ in der Gruppendiskussion
Einführung in eine Methode zur Prozessreflektion durch Perspektivwechsel
In vielen Besprechungen kann man leicht den Eindruck bekommen, im Vordergrund stünde nicht das Beste für die eigene Organisation, sondern die Egoismen, sowie Geltungs- und Anerkennungsbedürfnisse der einzelnen Teilnehmenden. Wenn das so ist, sind gute Ergebnisse nur schwer erreichbar.
Um diese dysfunktionale Kultur zu unterbrechen bietet die Moderationsmethode „Der leere Stuhl“ die Möglichkeit, neue Perspektiven zu generieren und in das Meeting zu integrieren. Entscheidend ist es dabei, bei den Diskussionsteilnehmern eine Selbstreflektion über den eigenen Diskussionsprozess anzuregen. Statt über die eigentlichen Inhalte, wird zum Beispiel für eine Weile darüber gesprochen, was für den weiteren Verlauf der Besprechung das Beste aus Sicht der Organisation wäre.
Die Methode des leeren Stuhls kommt ursprünglich aus der Gestalttherapie. Der Moderator arbeitet mit einem leeren Stuhl, der während der Besprechung an zentraler Stelle positioniert wird. Der Stuhl ermöglicht ein Rollenspiel, indem er einen Platzhalter für Personen, Organisationen, einen beliebigen Stakeholder, Dimensionen, Gegenstände, Gefühle, Stimmungen darstellt, in die sich die Teilnehmenden durch eigene Vorstellungskraft während der Besprechung hineinversetzen und dadurch ihre eigene Rolle wechseln.
Beispiel: Der leere Stuhl als Platzhalter für die „Stimme der Organisation“
Dabei lässt es entweder der Moderator jedem Teilnehmenden offen, sich jederzeit auf den leeren Stuhl zu setzen, um in die Rolle der Stimme der Organisation zu wechseln, oder er versetzt alle Teilnehmenden für einen bestimmten Zeitraum in die Rolle der Organisation, um gemeinschaftlich aus dieser Perspektive den Prozess und die Inhalte der Besprechung zu reflektieren.
Wichtig ist es hierbei, dass der Stuhlbesitzer (egal ob Einzelperson oder Gruppe) sich an Leitfragen orientiert, wie:
- Wie denkst Du gerade (als Organisation)?
- Was sind Deine Bedürfnisse?
- Wie erlebst Du das Meeting bisher?
- Wo stehen wir aus Deiner Sicht im Prozess?
- Was empfindest Du bisher als hilfreich?
- Was müsste geschehen, damit Dir dieser Termin noch besser hilft?
- Gibt es noch etwas, das besprochen werden sollte?
Einsatz der Methode des leeren Stuhls in der Online-Moderation
Für den Einsatz des leeren Stuhls in der Online-Moderation mit tingtool empfehlen wir dem Moderator, die komplette Gruppe die Rolle wechseln zu lassen, um gemeinschaftlich für einen begrenzten Zeitraum aus der Rolle als Stimme der Organisation heraus den Prozess und Inhalt zu reflektieren.
Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:
- Möglichkeit 1: Der Moderator unterbricht den laufenden Diskussionsstrang durch eine neue Leitfrage und kehrt anschließend zum eigentlichen Thema zurück
- Möglichkeit 2: Der Moderator eröffnet ein neues paralleles Thema, zum Beispiel mit dem Titel „Die Stimme der Organisation“.
Danach führt der Moderator die neue Rolle ein und kann dies gut unterstützen durch eine passende Illustration eines leeren Stuhls und der Geschichte einer Besprechung, in der ein Stuhl frei bleibt.
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