Agil arbeiten in der Definition von Michael Ende

Agil arbeiten – Definition von Michael Ende

Agil Arbeiten ist in aller Munde. Auch unser Start-Up wird nach agilen Prinzipien geführt. Ich selbst bin zertifizierter Scrum-Master und unterrichte Methoden für agiles Arbeiten in meinen Führungs- und Moderations-Seminaren.

Letztes Wochenende habe ich mit meiner Frau den Keller ausgemistet. Dass das befreiend ist, postulierte schon Werner Küstenmacher in seinem Buch „simplify your life“. Dann gab es auch noch ein spannendes Fundstück, aber auch davon will ich hier eigentlich nicht erzählen, sondern davon, dass mir das Buch „Momo“ von Michael Ende in die Hände viel. Das hat ja jeder gelesen, oder? Unglaublich, wie aktuell das gerade wieder ist.
Die Digitale Transformation bringt eine Beschleunigung, an der die grauen Herren ihre Freude hätten. So würde es zumindest ein Kulturpessimist beschreiben. Dass uns die Digitalisierung aber auch das Home-Office und viele andere Erleichterungen beschert hat, wäre Teil einer optimistischeren Sichtweise.
Was mich aber wirklich erschaudern lies, war eine lupenreine Definition davon, was agil arbeiten bedeutet. Die Erklärung liefert Momos Freund Beppo Straßenkehrer.
So ganz nebenbei liefert Michael Ende hier auch noch eine Definition von Arbeits-Zufriedenheit.

Agil arbeiten – als Straßenkehrer

Beppo Straßenkehrer – Aus dem Buch „Momo“ von Michael Ende

„Siehst du, Momo“, sagte er dann, „es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich.
Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man.“

Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort:
„Und dann fängt man an, sich zu beeilen. Und man eilt sich immer mehr.
Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt.
Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen.“
Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter:
„Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du?
Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich.
Und immer wieder nur an den nächsten.“

Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte:
„Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.“

Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort:
„Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat.
Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste.“

Er nickte vor sich hin und sagte abschließend:
„Das ist wichtig.“